Internationales Forschungszentrum Chamisso-Literatur
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Internationales Forschungszentrum Chamisso

Literarische Interkulturalität und Mehrsprachigkeit

Das am Institut für Deutsch als Fremdsprache etablierte und ursprünglich von der Robert Bosch Stiftung unterstützte Internationale Forschungszentrum Chamisso (IFC) wurde 2014 offiziell eröffnet. In diesem Zentrum erforschen Lehrende und Studierende gemeinsam Fragen der Gegenwart als Ausdruck einer Epoche vielgestaltiger Globalität.
Methodisch verfeinert und vertieft das IFC das fragende Denken an den Schnittstellen von Geistes- und Sozialwissenschaften, aber auch von Ökonomik, Technikwissenschaft und Bildungsforschung. Sein Interesse gilt einer neuen Grundlegung der Literaturwissenschaft anhand literarischer Werke, die einen Kultur- und Sprachwechsel thematisieren und sich mit der Logik von Machtkämpfen sowie den Chancen und Risiken einer noch weitgehend unbegriffenen Globalität beschäftigen.
Damit Theorie und Praxis wechselseitig füreinander fruchtbar werden, fördert das IFC den gesellschaftlichen Austausch in neuen Formaten. Etabliert wurde im Sommer 2015 die Gesprächsreihe „Schlüsselthemen der Gegenwartsliteratur“, in der Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker jeweils ein besonderes Thema erörtern. Bis 2018 lud das IFC jährlich Autorinnen und Autoren an die LMU München zu Poetikdozenturen ein. Diese werden inzwischen in einem anderen Format an den Standorten LMU, U Bayreuth und Wortstatt Heilbronn durchgeführt.
Zur Förderung und Vertiefung der interkulturellen Literaturforschung etablierte das IFC ein internationales Netzwerk von Autorinnen und Autoren, Forscherinnen und Forschern sowie Vertreterinnen und Vertretern internationaler Organisationen.

Aktuell

IFC trauert um Harald Weinrich

Das Internationale Forschungszentrum Chamisso (IFC) trauert um seinen Ehrenvorsitzenden, den Begründer des Chamisso-Preises und den Gründer des Instituts für Deutsch als Fremdsprache, Harald Weinrich.

Die deutschsprachige Romanistik hat eine lange und bedeutende Forschungstradition seit Beginn des 19. Jahrhunderts, in der mit einer Reihe namhafter Vertreter maßstabsetzende Arbeiten entstanden. Die Potentiale für die Theorie- und Methodendiskussion über die eng gesteckten Grenzen einzelsprachphilologischer Forschung hinaus wurden von ihrem anerkanntesten Vertreter der letzen Jahrzehnte, Harald Weinrich, für die Begründung des Faches Deutsch als Fremdsprache und die Interkulturelle Literaturwissenschaft in herausragender Weise fruchtbar gemacht.

Er hat sich nicht nur für die Überwindung der Kluft zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft stark gemacht, sondern auch entscheidende Anstöße für eine stärkere öffentliche Wahrnehmung und die wissenschaftliche Beschäftigung mit interkultureller Literatur gegeben. So wurde 1978 das Institut für Deutsch als Fremdsprache an der LMU München mit Harald Weinrich als erstem Lehrstuhlinhaber gegründet. Die zentralen Anliegen waren (Weinrich 1999, 4 f.):

[...] ein Institut und ein Gesprächsforum zu schaffen, das der Tatsache Rechnung trägt, daß viele Millionen Menschen in der Welt Deutsch als eine Fremdsprache lernen [...] Das wird in diesen Ländern übrigens mit hervorragender Qualität gemacht und mit einer so großen Liebe zu Goethe und Heine, daß wir von ihnen nur lernen können: [...] Dann gibt es eben auch fünf, bald sechs Millionen Ausländer, die in Deutschland leben [...]. Mit großer Überraschung haben wir alle gemerkt – und das war ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Einrichtung dieses Münchner Instituts –, daß viele dieser ausländischen Mitbürger in der damaligen Bundesrepublik und heute auch in den neuen Bundesländern zur deutschen Sprache ein sehr inniges Verhältnis gewonnen und sie das Bedürfnis haben sich in dieser Sprache auch literarisch auszudrücken. Wir haben dann – ganz zögernd noch – mit einem Minimum an Geld die ersten literarischen Wettbewerbe gemacht und dabei gemerkt, daß es richtige Schriftsteller deutscher Srpache unter diesen Ausländern gibt – im Inland wie im Ausland. Einer der Schwerpunkte des Instituts ist daher die Förderung dieser sogenannten Ausländer-Literatur geworden, die wir nachher lieber die „Chamisso-Literatur" genannt haben, nach Adelbert von Chamisso, der auch ein solcher Ausländer war.

Von Harald Weinrich wurden dann auch Grundlagen für eine seitdem sowohl in Deutschland als auch im internationalen Raum kontinuierlich weiter ausgebaute Interkulturelle Literaturwissenschaft gelegt und dabei immer der Literatur selbst den Vortritt gelassen. Er lud Autorinnen und Autoren wie Rafik Schami ein, denn: „Das Besondere an ihm ist, daß er nicht nur in seinen Büchern ein großer Erzähler ist, sondern daß er wirklich erzählt. Das heißt, der geht in die Säle [Hörsäle der LMU München] und erzählt Geschichten. [...] Das hat z.B. bisher kein deutscher Schriftsteller gewagt." (Weinrich 1999, 5).

Sein Wissen, seine Eloquenz und seine Weitsicht werden uns Wegweiser für die weitere Arbeit an der interkulturellen Sprach- und Literaturwissenschaft bleiben.

Prof. Dr. Jörg Roche, Prof. Dr. Gesine Lenore Schiewer
im Namen aller Kolleginnen und Kollegen

IFC startet neue Initiative

Zum September 2021 ist das Projekt Wortstatt Heilbronn im Dialog gestartet, das aus einer Kooperation zwischen dem Internationalen Forschungscentrum Chamisso am Institut für Deutsch Fremdsprache der LMU, dem Lehrstuhl für Interkulturelle Germanistik der Universität Bayreuth, dem Literaturhaus Heilbronn sowie dem Science Center experimenta hervorgegangen ist.

Ziel des von der Dieter Schwarz Stiftung geförderten Projektes ist eine Vernetzung der zentralen Bildungseinrichtungen in Heilbronn und der Region, um das große Potenzial einer aktiven und produktiven Auseinandersetzung mit Sprache und interkultureller Literatur aufzuzeigen und in Form von vielfältigen institutions- und fächerübergreifenden Veranstaltungen vor Ort wirksam werden zu lassen.

Mehr zum Projekt Wortstatt Heilbronn im Dialog erfahren Sie hier.