Internationales Forschungszentrum Chamisso-Literatur
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Schlüsselthemen der Gegenwartsliteratur

Mit den „Schlüsselthemen der Gegenwartsliteratur“ initiiert das IFC einen Trialog zwischen Autorinnen und Autoren, Literaturkritik und Literaturwissenschaft.

Literaturkritik und Literaturwissenschaft haben sich in den vergangenen hundert Jahren stetig voneinander entfernt. Während die Literaturkritik Werturteile über literarische Texte fällt, soll sich die Literaturwissenschaft mit Wertungen zurückhalten und sich mit sprachlichen Artefakten aus der Perspektive distanzierter Beobachtung beschäftigen. Kritik in literaturwissenschaftlichem Sinne bedeutet, das Bewusstsein für die historische Vielfalt von Textprozessen, Kontexten und Rezeptionen wach zu halten.

Vor diesem Hintergrund zeichnet sich in neuerer Zeit ein Dilemma ab: Während das „Lernen“ einerseits immer häufiger auf seinen ökonomischen Nutzen reduziert wird, führt andererseits der „cultural turn“ insbesondere in der Neugermanistik zu einer bisweilen beliebig erscheinenden Ausweitung möglicher Forschungsgegenstände.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die philologische Forschung und die Stellung der Literaturwissenschaft als Wissens- und Bildungsinstanz? Was können Literatur, Literaturkritik und Literaturwissenschaft jenseits pflegeleichter Unterhaltung sowie einer außerwissenschaftlich definierten Nützlichkeit ‚leisten‘? Und wie können die unterschiedlichen Zugänge zu Textprozessen und Sachzusammenhängen, zu Optionen in der Alltagswelt und zum „Möglichkeitssinn“ poetischer Rede, in einen Trialog gebracht werden, der das ‚Ganze unserer Gegenwart‘ in ihrer Vielfalt an Sichtweisen und Deutungsperspektiven aufschließt?

Mit diesen Fragen rücken die „Schlüsselthemen“ ein weiteres Feld in den Fokus: Während sich die Literaturwissenschaft mit einem Bestand avancierter Theorien zumeist mit älteren Textzeugnissen beschäftigt, übt die Literaturkritik großen Einfluss auf den Markt literarischer Neuerscheinungen aus. Gleichzeitig ist zu fragen, ob ihr methodisches Repertoire allzu oft dem Stand der 1970er bis 1990er Jahre verhaftet bleibt. Insofern gehören auch methodische Zugänge zu Wissenschaften, zur Literaturvermittlung und zur Literaturkritik zum Repertoire aller „Schlüsselthemen“.

Literatur

  • Dieter Henrich: „Theorieformen moderner Kunsttheorie.“ In: D.H., Wolfang Iser (Hrsg.): Theorien der Kunst [1982]. Frankfurt/M. 1993, S.11-32.
  • Andreas Kablitz: Kunst des Möglichen. Theorie der Literatur. Freiburg i.Br./Berlin/Wien 2013.
  • Paul Michael Lützeler: „Einleitung: Literatur-Triade Kritik, Dichtung, Wissenschaft.“ In: P.M.L.: Publizistische Germanistik. Essays und Kritiken. Berlin/Boston 2015, S.1-21.

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