Internationales Forschungszentrum Chamisso-Literatur
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Offizielle Ehrung: IFC-Literaturwettbewerb 2018

21.04.2018

Offizielle Ehrung: IFC-Literaturwettbewerb

Am vergangenen Freitag, den 19.04., fand im Rahmen der zweitägigen AG BFN-Tagung zum Thema „Integration durch Sprache“ die offizielle Ehrung der Teilnehmer unseres IFC-Literaturwettbewerbs statt. Das Internationale Forschungszentrum Chamisso (IFC) hatte im Juni 2017 den Wettbewerb mit dem Titel „In der deutschen Literatur angekommen?“ deutschlandweit mit Hilfe der Spende einer engagierten Münchner Ärztin ausgeschrieben. Damit sollten einerseits die Talente von jungen Menschen gefördert werden, die oft am Rande der Gesellschaft stehen und dieser Förderung und Anerkennung bedürfen. Gleichzeitig sollte ihnen und der Welt gezeigt werden, wie gut und schnell die deutsche Sprache erlernbar ist, wenn überall der unterstützende Wille vorhanden ist. Schließlich ging es auch um ein alternatives politisches Zeichen in einer gesellschaftlichen Debatte, die oft von sprachlich, moralisch und intellektuell wenig erhellten Beiträgen dominiert wird. Das Ergebnis ist ein fulminantes Geschenk an die deutsche Sprache und ihre Sprecherinnen und Sprecher.
Aus den zahlreichen Beiträgen wurden zunächst drei Bewerberinnen und zwei Bewerber durch eine Jury aus Chamisso-Preisträgern ausgewählt und zu zwei zweitägigen Schreibwerkstätten mit dem preisgekrönten Autor Selim Özdogan nach München eingeladen. Aus diesen Werkstätten entstanden die Texte, die nun ausgezeichnet wurden. Daneben wurde eine Reihe von Themen des literarischen Schreibens, der Literaturgeschichte und des literarischen Schaffens in Theorie und Praxis behandelt.
Nach einführenden Worten von Prof. Hebatallah Fathy und Prof. Jörg Roche lasen die Ausgezeichneten Angella Kattae, Sepideh Mousavi, Leen AL-Tabaa und Khalid Kaddoura aus ihren virtuos geformten Texten und erhielten unter großem Applaus der Versammlung ihre Zertifikate und Preisgeschenke. Ministerialrat Michael Weidenhiller, Leiter des Referats Kulturelle Bildung im Kultusministerium, hob in seiner kurzen Ansprache die Leistung der jungen Autorinnen und des Autors lobend hervor und illustrierte deren Talent an Beispielen aus ihren Texten:

„Wie die alte Burg Aleppos brannte mein Herz. Wie die letzte Schulklasse in dieser Stadt schlossen sich meine Ohren. Links und rechts schwammen die Gebäude rückwärts. Der steinige Weg wurde weicher, der Himmel näher.“ (Angella Kattae)

„Tauben fliegen schnell wie der Wind und kommen aus allen Richtungen zum Hof der Moschee, um sich wieder zu vereinen. Menschen laufen auch zur Moschee, dann beten alle Tauben und Menschen zusammen zu Gott.“ (Leen AL-Tabaa)

„Vielleicht traue ich mich eines Tages auf ihrer Schaukel zu schaukeln und dann kommen wir beide zur Ruhe. So wie zwei Gewässer durch einen Kanal, zwei Orte durch eine Straße, zwei Stadtteile durch eine Brücke, und zwei Punkte durch eine Linie." (Sepideh Mousavi)

„Bin ich der Mensch der zwischen den Grenzen vor scharfen Schüssen weggerannt ist. Oder der Mensch der zwischen Sozialamt und Landratsamt seinen Tag verbracht hat. […] Bin ich der, der Zeit hat, um alles richtig zu schreiben oder zu sagen. Während er an die Kinder denkt, die jeden Tag immer noch getötet werden. Oder der, der auf Akkusativ und Dativ gar nicht achtet, Obwohl er alles richtig sagen kann." (Khalid Kaddoura)

Besonders bewundert wurden dabei die ausgefeilte Wortwahl, die Aussagekraft ihrer Bildsprache und natürlich ihre exzellenten Deutschkenntnisse, die sie sich innerhalb von drei oder weniger Jahren hier in Deutschland angeeignet hatten. In anschließenden Gesprächen wurde großes Interesse an einer Verfilmung der Texte und an verschiedenen Publikationsvorhaben, unter anderem in Lehrmaterialien, geäußert.

Der Bayerische Rundfunk berichtet in einem Hörbild innerhalb der Reihe „Interkulturelles Magazin“ am Sonntag den 06.05. um 13 Uhr auf BR 5 über den IFC-Literaturwettbewerb. Dieser Wettbewerb wird als Ideenwettbewerb in einem erweiterten Format 2018 mit dem Titel „Gemeinsam in Deutschland leben“ fortgesetzt.


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